Alex, 35 (könnte auch Simon oder David heissen)
Alex wünscht sich einen Hund. Einen Dänen, der stehend grösser ist als Alex. Wenn Alex grosse Hunde sieht, hüpft das Herz. Und wenn grosse Hunde Alex sehen, hüpfen sie. Meistens kommen sie ihm nicht nah. Grosse Hunde sind angeleint. Weil Menschen Angst vor grossen Hunden haben. Und deshalb will Alex einen grossen Hund. Damit Menschen Angst haben. Alex hat Angst. Vor Menschen. Vor Hunden weniger. Grosse Hunde sind meistens nicht gefährlich, aber sie sind _ gross. Grosse Hunde sind auch nicht unbedingt gescheit, aber eben gross. Und weil grosse Hunde, halt eben gross sind und eben auch nicht unbedingt gescheit und eben auch nicht unbedingt gefährlich, deshalb mag Alex sie so.
Alex hat eine zweite Angst. Alex möchte nicht schwanger werden. Wirklich nicht. Alex kann nicht schwanger werden. Wirklich nicht. Alex weiss das. Aber Angst ist nicht rational. Alex’ Angst am allerwenigsten. Er weiss nicht, woher diese Angst kommt. Ja, er mag keine grossen Menschenmengen. Aber Nein, ein Baby ist keine grosse Menschenmenge.
Alex kauft jeden Monat einen Schwangerschaftstest. Früher war es nur ab und zu, aber seit kurzem ist es jeden Monat. Alex würde lieber noch öfter testen, aber das kostet. Meistens geht er zum Selectaautomaten am Bahnhof. Der fragt nicht nach. Aber ist teuer. Deshalb nur jeden Monat. Trotzdem über 200 Franken im Jahr. Alex hasst seine Angst. Alex Angst hasst ihn. Er würde gern einer grossen Dänischen Dogge von der Angst erzählen. Hunde spüren es, wenn Menschen schwanger sind.
Alex ist oft im Park. Er hat da seine Bank. Sie gehört nicht ihm, aber fast. Alex’ Vater hat sie bezahlt. Es ist eine Gedenkbank für Alex Capus. Alex Capus ist nicht tot, aber Alex’ Vater fürchtete, vor Capus zu sterben. Er war ein grosser Fan. Deswegen die Bank. Deswegen der Name. Vater hatte recht und starb zuerst. Alex denkt oft an ihn, wenn er auf der Bank sitzt.
Alex ist jetzt 36 und hat eine Dänische Dogge. Er wohnt allein in einer 2-Zimmer: Küche, Bad, Wohnen, Schlafen. Alles an ihr ist gross. Fenster, Sofa, Bett. Gut, weil Daisy ist auch gross. Big D. An freien Tagen geht er geht oft lange mit ihr spazieren, durch den Park, an der Bank vorbei, dann bis hinten zum Spieler nahe Industrie. Dort sitzt Alex und D badet im Fluss.
Arbeitstage sind anders, aber auch friedlich. D darf ab und zu mit ins Büro, weil sie nie bellt. Weil alle D mögen, mögen sie auch Alex.
Alex ist jetzt 38, und arbeitslos. So halb. Er arbeitet für dieselbe Firma wie vorher, aber von zuhause aus. Das fühlt sich arbeitslos an. Seine Mitarbeitenden sieht er einmal pro Woche zur Zoom-Sitzung und einmal im Jahr zum Weihnachtsessen. Er hat jetzt mehr Zeit für Big Di. Am Morgen holt er mit ihr einen Kaffee, schwarz und Zucker. Wenn er durch die Tür kommt, grüssen sie D. Obwohl sie gross ist, hat fast niemand Angst vor ihr.
Manchmal fühlt Alex sich unglaublich langweilig. Dann ist er am glücklichsten.